Defence Markt­­­­­potential­­e quanti­fizieren

Von Dr. Mike Körner und Dr. Martin Krause //

Der Ukraine Krieg erfordert kurzfristig ein dynamisches Umsteuern auf Wachstum in der westlichen Rüstungs­­industrie. Manche sprechen von einem Super­­zyklus für die Defence-Industrie, da häufig alte Waffen­systeme ersetzt und die Anzahl der verfügbaren Systeme insgesamt aufgrund der neuen Sicherheits­lage in den nächsten Jahren signifikant erhöht werden muss. Auf welchen Markt­annahmen sollen Defence-Unternehmen lang­fristige Planungen erstellen, Investitions­entscheidungen treffen und den globalen Vertrieb steuern?

Die Schnelligkeit, Trajektorie sowie der Scheitelpunkt des Marktwachstums nach Ländern und Waffensystemen lassen sich jedoch mit traditionellen Methoden der letzten 30 Jahre und den heutigen Defence-Markt-Datenbanken nicht quantifizieren, weswegen ACTRANS eine neue Top-Down Methode zur Marktprojektion entwickelt hat.

Planen, aber mit welchen Zahlen?

Sowohl der Bedarf an Rüstungsgütern als auch der gesamt Defence Markt sind seit dem Beginn des Ukraine Kriegs sehr dynamisch geworden. Während zahlreiche NATO-Länder bereits große Rüstungspakete angekündigt bzw. bestellt haben, kam in Deutschland von den erklärten 100 Mrd. Euro bis dato nur ein geringer Teil in der deutschen Rüstungsindustrie an. Ferner wurde sowohl für Deutschland als auch für weitere Länder der militärische Gesamtbedarf noch nicht ausgeplant – bzw. falls doch, ist das der Öffentlichkeit und Industrie nicht bekannt. Dynamik, Trajektorie und Scheitelpunkt des Wachstums müssen deshalb mittels neuer Methoden abschätzt werden. Gerade komplexe Defence-Produkte, mit Ihren langen Lieferketten brauchen langfristige Planung und Investitionen.

Marktführer „Janes Informations­­dienste“ kann die neue Markt­dynamik auf Jahre hinweg nicht abbilden

Der Defence-Markt in den letzten 30 Jahren ließ sich relativ einfach planen und analysieren. Der Janes Informationsdienst hat auf Basis von öffentlich zugänglichen Informationen (OSINT) eine detaillierte globale Datenbank aufgebaut, in denen alle veröffentlichten Beschaffungsvorhaben im Detail hinterlegt sind (Bottom-Up). Eine stabile militärische Ausrichtung auf Auslandseinsätze, die planbare Beschaffung von meist Ersatzbedarfen sowie langfristig angelegte Haushaltsplanungen, machten die Abschätzung von Marktpotenzialen relativ einfach und Janes unverzichtbar.

Die marktführende Janes Datenbank nimmt jedoch lediglich bestätigte Defence-Beschaffungsprogramme auf, die mit Namen, Stückzahl sowie Budget hinterlegt sind. Des Weiteren erfolgt eine Aktualisierung nach Land im Abstand von mehreren Monaten. Folge ist, dass dieser Bottom-Up Ansatz noch heute weitestgehend die Marktsituation vor dem Ukrainekrieg widerspiegelt und auch langfristig keine Aussagen zu Dynamik, Trajektorie und Scheitelpunkt des Wachstums ermöglicht. Man bleibt in diesem Marktmodell immer „hinter der Welle“ und auf Sicht.

Militärische Planung und Beschaffung sind komplex und brauchen bis zur Umsetzung in konkrete Beschaffungen viel Zeit. Die westlichen Militärplaner hatten in den vergangenen Jahrzehnten stark auf hybride Kriegsführung mit Elementen wie Aufklärung oder Cyberangriffen gesetzt und waren von dem konventionellen Landkrieg in Europa mit seinen Massen an Panzern, Munition und Artillerie überrascht. Insbesondere die Dynamik der Bedrohung durch China macht umfassende militärische Umplanungen notwendig.

Neue Methode zur Defence-Markt­­ab­schätz­ung

Mit unserem Top-Down Ansatz versetzen wir uns in die Lage der obersten Militärplaner. Diese haben die Aufgabe ein Wort-Case-Szenario für den Zeitraum der nächsten zehn Jahre zu definieren und Ihre militärische Planung von Fähigkeiten und Beschaffungen daran auszurichten. Für die Ausgestaltung der Szenarien und Planung der Fähigkeiten binden wir externe militärische Fachexpertise ein, arbeiten mit historischen Analogien, Referenzwerten und transparenten Annahmen. Als europäisches Worst-Case-Szenario im Kontext der Rivalität der Großmächte USA/China, könnte ein konventioneller, hochintensiver Landkrieg gegen einen ebenbürtigen bzw. überlegenen Gegner (Russland unterstützt durch China, ohne US-Unterstützung für Europa) in Verbindung mit einer nuklearen Bedrohung dienen.

Auf Basis dieses Worst-Case-Szenarios planen wir einen Soll-Wert für die Waffensysteme und vergleichen diesen mit den derzeitigen IST-Werten. Nachdem so das Marktpotenzial insgesamt approximiert und ein realistischer Hochlauf geplant wurde, können im zweiten Schritt für einzelne Firmen verschiedene Besonderheiten wie einen Technologiewandel zusätzlich modelliert. Die ACTRANS Methode erlaubt es, Top-Down die Marktpotenziale und verschiedene Szenarien im Zeitraum von zehn Jahren nach Ländern und Regionen aber auch nach Teilstreitkräften und Waffensystemen entlang der Wertschöpfungskette zu ermitteln.

ACTRANS ist eine Managementberatung für die Aerospace und Defence Branche mit Fokus auf Technologie, Transformation und Innovation. Gemeinsam mit unserem Expertennetzwerk unterstützen wir unsere Klienten dabei, ihre Market Intelligence, ihre Bedarfsplanung, sowie ihre Investments zum Hochfahren der Produktionskapazitäten an die Gegebenheiten der neuen Dynamik anzupassen. Hierzu hat ACTRANS auch das oben vorgestellte Market Sizing Modell zur Potentialabschätzung entwickelt.